Marktbericht September 2011

Schuldenkrise schlägt der Immobilienwirtschaft aufs Gemüt

Nun also doch. Konnte sich die Immobilienwirtschaft in den vergangenen Monaten noch gegen die allgemeine Stimmungseintrübung infolge der Eurokrise stemmen, schlägt das Schuldendesaster jetzt auch den Marktteilnehmern in unserer Branche aufs Gemüt. Die Verunsicherung ist nachvollziehbar, da sich nicht nur die gesamtkonjunkturellen Eckdaten in Deutschland spürbar verschlechtert haben, sondern die Experten auch über den weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung uneins sind.

Einerseits wird vor einer weiteren Abschwächung der Konjunktur gewarnt, andererseits hält aber etwa die Bundesbank Rezessionsängste für übertrieben. Leider können auch wir die Zukunft nicht voraussehen. Es bleibt die Befürchtung,  dass schon die Ungewissheit vor dem weiteren Krisenverlauf die Investitionsbereitschaft in der Wirtschaft weiter hemmen wird.

Zeitversetzt würde dieser Effekt auch in der gewerblichen Immobilienwirtschaft ankommen. Sie muss sich daher – wie andere Branchen auch – mit dem Gedanken anfreunden, dass sich die Märkte wohl früher oder später abkühlen werden. Das Geschehen an den Mietmärkten sowie auf dem Transaktionsmarkt könnte so den bisherigen und aktuell noch intakten Wachstumspfad verlassen.

Für Schwarzmalerei besteht indes kein Anlass. Die Immobilienwirtschaft ist, auch infolge der jüngsten Finanzkrise, wettbewerbsfähig aufgestellt und braucht – zumindest momentan – weder eine neue Kreditklemme noch Abwertungstendenzen zu befürchten.

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Seitwärtstrend unterbrochen

Unter der Last der Schuldenkrise in Europa wuchs die deutsche Wirtschaft im September so langsam wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Bei Industrie und Dienstleistern gingen die Neuaufträge zurück, sodass beide Sektoren nahezu stagnieren. Besonders starke Verluste gab es bei Exportaufträgen, da ein großer Teil der deutschen Exporte auf die europäische Währungsunion entfällt, wo Länder wie Spanien, Italien und Griechenland mit ihren harten Sparprogrammen die Konjunktur hemmen.

Hinsichtlich der Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung im weiteren Jahresverlauf sind sich die Experten nicht einig. Einige Ökonomen gehen nur von einem sehr schwachen Wachstum im dritten Quartal aus und befürchten für das vierte Quartal sogar leichte Rezessionstendenzen. Die Bundesbank hingegen erwartet für das dritte Quartal eine kräftige Erholung und somit keine Rezessionsgefahr. Dennoch habe die Europäische Zentralbank bereits angedeutet, den Leitzins entgegen der ursprünglichen Erwartungen vorerst nicht weiter anzuheben.

Die Einschätzungen der 45. Monatsbefragung zeigen ein zunehmend eingetrübtes Stimmungsbild mit einem weiter sinkenden Immobilienklima. Den zweiten Monat in Folge sinkt das Immobilienklima auf aktuell gut 126 Zählerpunkte. Der Rückgang fiel mit 6,4 Prozent sogar noch etwas höher als im Vormonat (-6,2 %). Sowohl das Investmentklima als auch das Ertragsklima müssen deutliche Verluste von 7,4 bzw. 5,5 Prozent verzeichnen. Somit unterbricht das Immobilienklima den oszillierenden Seitwärtstrend der vergangenen Monate.

Negative Entwicklung in allen Segmenten

Wie bereits im August haben sich im September alle Segmente weiter negativ entwickelt. Die höchsten Verluste muss mit 10,0 Prozent erneut das Büroklima verzeichnen. Damit ist der Rückgang in diesem Segment noch einmal stärker als im Vormonat (-8,6 %). Das Handelklima ist hingegen mit 4,9 Prozent weniger stark gesunken (-6,5 %). Die Verluste im Wohnsegment sind mit 1,8 Prozent weiterhin am geringsten. Hier kann man noch von einem Seitwärtstrend sprechen.

Werte und Veränderungen der Indizes

August 2011September 2011∆ (%)
Immobilienklima135,0126,3-6,5
Investmentklima137,1126,9-7,4
Ertragsklima132,9125,6-5,5
Büroklima124,5112,1-10,0
Handelklima132,2125,7-4,9
Wohnklima165,3162,4-1,8
Logistikklima125,7107,3-14,7
Immobilienkonjunktur212,5205,5-3,3

Quelle: bulwiengesa AG

Werte und Veränderungen der Indizes

5,7 %
April80,2
März75,9
10,7 %
April67,6
März61,1
2,1 %
April93,4
März91,4
4,4 %
April128,0
März122,6
4,3 %
April58,0
März55,6
0,9 %
April109,3
März108,3
11,5 %
April68,0
März61,0
7,6 %
April96,9
März90,1
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Dieser Bericht fasst ausschließlich die Ansichten der Panel-Mitglieder zusammen und gibt nicht unbedingt die Meinung der Deutschen Hypo wieder.

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